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Kapitel 5

Mein Herz pocht schneller, als es sollte, während ich an die halbhohe Mauer der Dachterrasse gelehnt die gekochten Kartoffeln frühstücke, die ich von zu Hause mitgebracht habe. Für einen Moment schließe ich die Augen. Möwen kreischen, die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf meinen Wangen.

In wenigen Minuten ist es so weit, ich treffe meinen Boss bei der Visite.

Egal, was heute passiert. Egal, wie schwer dieser Dr. Stone mir das Leben macht. Ich zeige ihm, was in mir steckt.

Gekonnt zwinge ich mir die Mundwinkel nach oben. Noch ein tiefer Atemzug zur Entspannung und …

Ein helles Klirren lässt mich zusammenzucken.

Meine Gabel!

Schnell öffne ich die Augen – und entdecke einen Mann, der vor mir in die Hocke sinkt. Er trägt eine Lederjacke, unter der sich breite Schultern abzeichnen, dazu eine dunkle Stoffhose und elegante Lederschuhe. Jetzt streckt er seine Hand nach meiner Gabel aus, deren Stiel zwischen den dunkelgrauen Betonplatten hervorblitzt.

»Ich mache das schon«, sage ich schnell und gehe in die Knie.

Sekundenbruchteile später greifen wir beide zeitgleich die Gabel. Unsere Finger berühren einander, ein winziger Stromschlag entlädt sich an meiner Fingerspitze.

»Oh«, machen wir gleichzeitig und für einen Augenblick erscheint es mir, als würde seine Stimme zusammen mit dem Stromschlag in meiner Brust nachhallen.

Ich hebe die Lider.

Sein Gesicht ist meinem so nahe, dass ich jedes Detail wahrnehme. Das Haar, das die Farbe von Lawrencetown Beach hat: ein warmer Braunton mit goldenen Nuancen, die in der Morgensonne schimmern. In seinen grünen Augen entdecke ich einzelne braune Sprenkel. Der glattrasierte kantige Kiefer ist wie auch die schmale Nase so symmetrisch, dass ich zweimal hinsehen muss, um zu begreifen, dass dieser Mann real ist.

»Bitte schön«, sagt er.

Immer noch verwirrt von dem Stromschlag, runzle ich die Stirn. »Hm?«

Er nickt zu seiner Hand, mein Blick folgt. Sogar seine Hände sind makellos. Mit perfekten Fingern, die meine Gabel halten. Ich ertappe mich dabei, wie ich diese Finger anstarre – was immer noch besser ist, als ihm ins Gesicht zu starren.

»Ähm … danke«, sage ich, nehme ihm die Gabel ab und stehe so schnell auf, dass mir kurz schwindelig wird. Hastig verschließe ich die Tupperbox, bevor er auf die Idee kommt, mich zu fragen, warum ich Kartoffeln ohne alles frühstücke.

Er drückt sich ebenfalls aus der Hocke hoch und macht einen Schritt zurück. »Dr. Wells, richtig?«

Woher kennt er meinen Namen? Instinktiv suche ich nach der Antwort und als ich den Krawattenknoten hinter dem Reißverschluss seiner Lederjacke hervorblitzen sehe, bleibt mir schlagartig die Luft weg.

Perfektes Gesicht.

Chirurgenhände.

Kennt meinen Namen.

Scheiße, das muss Dr. Perfect sein. Und er macht seinem Ruf alle Ehre. Würde er bei der Visite mein Krankenzimmer betreten, würde ich denken, ich wäre versehentlich am Set von Grey’s Anatomy gelandet.


Wie wird Sonora auf ihren Chef reagieren?

  1. Sie lässt sich von ihm nicht einschüchtern
  2. Sie ist total von der Rolle und redet nur Blödsinn