Drei Jahre später… (Jahr 1)

In diesem Monat feiere ich als Autorin mein dreijähriges Jubiläum. Es gibt wohl keinen besseren Moment, um kurz innezuhalten und über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachzudenken. Begleite mich im ersten Teil der Serie durch mein allererstes Autorenjahr. Ich erzähle von den schlimmsten Irrtümern, den weitesten Umwegen und den frustriertesten sowie schönsten Momenten. Außerdem lüfte ich einige bisher wirklich gut gehütete Geheimnisse…

November, 2017

Ich will schreiben, das weiß ich mit Sicherheit. Aber jetzt kann ich noch nicht damit beginnen, auch wenn ich gerade nach jahrelangem tatenlosen Träumen den ersten Schritt gemacht und mir einen Laptop besorgt habe. Um richtig loslegen zu können brauche ich auf jeden Fall noch einen Schreibtisch mit Aussicht. Ganz romantisch und inspirierend muss dieser Platz sein, am besten wäre ein eigenes Büro mit Blick aufs Meer. Hier einfach so in meinen eigenen vier Wänden zu schreiben, hat doch keinen Charme. Das ist nicht, wie das Schriftstellerleben sein sollte, also lass ich es lieber. Vielleicht schreibe ich morgen. Und wenn nicht, dann ganz bestimmt übermorgen.

Jänner 2018

Vermutlich ist es an der Zeit mir einzugestehen, dass ich nun schon seit Jahren vom Schreiben träume, es aber einfach nicht tue. Warum das so ist? Ich habe keine Ahnung. Tonnenweise Bücher habe ich über das Schreiben gelesen, ich habe Youtube Videos geschaut und mir sehr intensiv vorstellt, ich würde an einem Roman arbeiten. Alles ist da: ein Laptop, ein Schreibplatz, Kaffee und wenn ich ehrlich bin, sogar Zeit hätte ich genug. Trotzdem ist das Einzige, was ich schreibe, die Einkaufsliste.

Februar 2018

Es ist nicht einmal so etwas, wie meine letzte Hoffnung, sondern vielmehr Versuch Nummer 2.949, den Traum vom Schreiben zu leben. Ich lade mir ein Buch mit Schreibimpulsen auf meinen Kindle. Dass ich dafür jeweils nur ein paar Wörter schreiben muss, beruhigt mich. Und dass es nur für mich und völlig unbedeutend ist noch viel mehr. Also packe ich es an und schreibe beinahe eine Seite für den ersten Schreibimpuls. Dann plötzlich passiert etwas, mit dem ich niemals gerechnet hatte. Als wäre ein ganzer Damm in mir gebrochen, beginne ich an einem eigenen Text zu arbeiten. Aus einer Seite werden zehn, aus zehn werden hundert. Ich schreibe und schreibe jeden Tag, ganz ohne Plot und ohne Plan.

März 2018

Ich, Belinda Benna, habe einen Roman geschrieben. Einfach so, innerhalb von 6 Wochen. Ob er gut ist? Das weiß ich nicht, aber praktischerweise sucht Bastei Lübbe gerade einen Roman im Rahmen eines Schreibwettbewerbs. Natürlich reiche ich mein Manuskript ein und warte von da an gespannt auf eine Rückmeldung.

Mai 2018

Noch immer warte ich. Und während ich das tue, wird mir klar, was für ein Idiot ich doch bin. Niemand – und damit meine ich wirklich niemand! – schreibt vom Stand weg innerhalb von 6 Wochen einen Roman, der sich gegen professionelle Konkurrenz durchsetzen kann. Wäre die Sache mit dem Schreiben so einfach, würde es dann nicht so viel mehr Autoren geben, die ganz wunderbar vom Schreiben leben können?! Diese Erkenntnis ist der perfekte Moment, um mich beschämt vom Schreiben zurückzuziehen. Doch das will ich nicht. Ja, diesen Roman einzureichen war ganz eindeutig ein Fehler, aber es hilft mir genau jetzt zu erkennen, dass ich fürs Erste besser kleinere Brötchen backen soll. Also starte ich noch einmal neu mit Kurzgeschichten für diverse Wettbewerbe durch.

August 2018

Bähmmm!!! Das ist der Monat, in dem die erste meiner Autorenraketen auch den Himmel erreicht, explodiert und in tausend funkelnden Sternen zum Boden zurückrieselt. Meine erste Kurzgeschichte wird im Rahmen einer Anthologie veröffentlicht. Ich verdiene ganze 50 Euro und fühle mich, als hätte ich den Nobelpreis gewonnen. Auch wenn so manch einer meiner Kollegen das lächerlich finden könnte, dieser Moment wird mir für immer als absolutes Highlight meines Autorenlebens in Erinnerung bleiben. Ganz klar, dass ich jetzt erst so richtig durchstarte. Ich schreibe noch mehr Kurzgeschichten und reiche sie zu noch mehr Wettbewerb ein.

November 2018

Ich warte, aber mein Postfach bleibt leer. Keiner will meine Geschichten veröffentlichen, allesamt taugen sie wohl nichts. Ob ich es bleiben lassen soll? Vielleicht, denn ganz offensichtlich bin ich nicht gut genug. Zum Glück habe ich zwei Eigenschaften, auf die ich immer zählen kann: ich bin furchtbar stur und ich kann Hürden nicht einfach aus dem Weg gehen, nur weil sie unüberwindbar erscheinen. Also mache ich mutig den nächsten Schritt und melde mich zu einem Schreibkurs an, der mein ganzes Leben verändern wird…

Wieso? Das erfährst Du im Blogpost Drei Jahre später… (Jahr 2)!

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