
Every Step I Take – Eine Szene aus Toms Leben
Kannst Du dich noch an Tom erinnern? Nein? Dann sieh Dir gerne vorab den Blogpost an, in dem sich Tom vorstellt. Erledigt? Sehr gut :). Dann geht´s hier mit eine Szene aus seinem Leben weiter. Viel Spaß beim Lesen!
Mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck und einem modernen Headset auf dem Kopf wandert Tom durch sein weitläufiges Büro.
„Wunderbar, Herr Takahashi, ich danke Ihnen vielmals!“ Begleitet von einem zufriedenen Lächeln steckt er die Hände in die Taschen seiner eleganten Anzughose und tritt näher an die Fensterfront heran.
„Aber natürlich. Ich lasse Ihnen alle Verträge bis Freitag zukommen.“ Sein Blick streift über die Skyline der Stadt, die im orangen Licht des Sonnenaufgangs nach und nach zum Leben erwacht.
„Das wünsche ich Ihnen auch. Ich bedanke mich für Ihre Zeit.“ Er drückt den Knopf an der Seite des Kopfhörers um das Gespräch zu beenden und atmet erleichtert aus.
Es ist geschafft.
Monatelang arbeitet er bereits auf dieses Ziel hin und jetzt ist es nur noch eine Formalität. Einer der ganz großen Handelsvertreter Asiens wird im Zukunft exklusiv mit seinem Unternehmen arbeiten. Beim Gedanken an die dazugehörige Provision wird Toms Grinsen noch breiter. Die unzähligen Überstunden, die kurzen Nächte und die selbst am Wochenende knappe Freizeit machen sich letztendlich bezahlt. Wie sonst auch.
Wie von selbst fällt die Anspannung von ihm ab, eine gewaltige Müdigkeit breitet sich in jeder Faser seines Körpers aus. Erschöpft lässt er sich auf seinen ledernen Bürostuhl fallen, seine Finger gleiten durch das braune, perfekt frisierte Haar. Ein Blick auf die goldene Uhr an seinem Handgelenk verrät ihm, dass er bereits seit mehr als vier Stunden hier ist. Schon vor sechs Uhr morgens im Büro zu sein, ist für ihn keine Seltenheit und oft genug bleibt er bis Mitternacht. Der Job verlangt es, schließlich muss er Kunden in der ganzen Welt betreuen und der persönliche Kontakt ist die entscheidende Basis dafür.
Bleierne Müdigkeit und Magenknurren erinnern ihn daran, sich endlich eine Pause zu genehmigen. Aber da war doch noch etwas. Legte ihm seine Assistentin am Vorabend nicht noch eine Nachricht auf den Schreibtisch?
Tom lässt sich auf den Bürostuhl fallen, hebt Heftordner an und schiebt leere Kaffeetassen zur Seite. Ganz hinten, versteckt unter der Klammermaschine findet er die Nachricht dann doch noch. Blitzschnell erfasst er den Inhalt. Ein Kunde scheint noch dringende Fragen zu den Unterlagen zu haben, die er ihm vor einigen Tagen zukommen hat lassen.
Er atmet tief durch und gießt den letzten Rest Kaffee aus der silbernen Kanne in seine schmucklose Tasse. Seufzend hebt er seine Hand, um erneut den kleinen Knopf an seinem Headset zu betätigen.
„Bold“, sagt er langsam und deutlich um sein Telefon die richtige Verbindung aufbauen zu lassen.
Während des Wartens registriert Tom, dass es in der Zwischenzeit taghell geworden ist. Was er aber nicht sehen kann, sind die tiefen, schwarzen Ringe unter seinen Augen. Seine Gesichtsfarbe unterscheidet sich kaum von dem Weiß der Wand hinter ihm und sein Blick ist so gläsern wie die Fensterfront seines Büros.
„Herr Bold, wie schön, dass ich Sie noch erwische.“ Seine Stimme klingt motiviert und munter. Beinahe so, als würde Koffein statt Blut durch seine Adern fließen.